Am 19. Oktober 2018 hat der Kanzler der Technischen Universität Hamburg
(TU HH) dem „Gesprächskreis Dialektik & Materialismus“ die Werbung zu
einem wissenschaftlichen Colloquium mit der Fragestellung
„Selbstorganisation der Materie“ untersagt.

Das Colloquium soll am 17. November an der Hochschule für Angewandte
Wissenschaften (HAW) stattfinden, und befasst sich mit Fragen der „Krise
der Physik“ und der Herausbildung einer materialistischen
Entwicklungstheorie. Es ist Teil einer laufenden Veranstaltungsreihe zur
Bedeutung des dialektischen Materialismus in den modernen Natur- und
Humanwissenschaften. An dieser Reihe haben bislang BesucherInnen und
namenhafte ReferentInnen aus der ganzen Bundesrepublik teilgenommen.
Das Werbeverbot wurde mündlich in der Verwaltung zunächst mit dem
Hinweis auf „Terrorismusgefahr 9/11“ begründet. In der schriftlichen
Begründung wurde dann dargelegt, dass der „Gesprächskreis Dialektik &
Materialismus“ eine „politische Vereinigung“ sei, die in Verbindung mit
der Marx-Engels-Stiftung mit Sitz in Wuppertal stehe.

Der Präsident der TU HH, Professor Dr. Ed Brinksma, erklärte unter
öffentlichen Druck geraten am 26. Oktober, es liege seinem Institut
fern, die Aktivitäten des Gesprächskreises oder einzelne Veranstaltungen
und ihre Referenten unter Terrorismusverdacht zu stellen. Falls dieser
Eindruck entstanden sein sollte, so bedaure er das. Zugleicht
bestätigter er das Werbeverbot und berief sich dabei auf die
Verpflichtung zur politischen Neutralität.

Das Werbeverbot ist eine unglaubliche Anmaßung. Studierende und
Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen wollen ausgehend von ihren
jeweiligen Spezialfächern das gemeinsam verbindende
wissenschaftstheoretische Grundkonzept diskutieren, das sie in
unterschiedlichen Nuancen mit einem materialistischen und dialektischen
Forschungsansatz verbinden. Eine akademische Institution, die einen
solch interdisziplinären Diskurs behindert, diskreditiert sich selbst
und führt ihren Bildungsauftrag ad absurdum.

Weltweit wurde vor wenigen Wochen der 200. Geburtstag von Karl Marx
begangen. In Hamburg soll die Werbung für eine Veranstaltung untersagt
werden, weil sie mit der deutschen Marx-Engels-Stiftung in Zusammenhang
gebracht wird. Die Marx-Engels-Stiftung kooperiert seit Jahrzehnten bei
Symposien und Veranstaltungen u. a. mit der Stadt Wuppertal und auch mit
der dortigen Gesamthochschule. Sie organisiert Veranstaltungen mit
WissenschaftlerInnen aus dem In- und Ausland, GewerkschafterInnen und
Aktiven aus politischen Zusammenhängen und Bewegungen. Ihre
Arbeitsergebnisse werden regelmäßig öffentlich publiziert und sind frei
zugänglich.

Wo kämen wir hin, wenn dieses Beispiel der Technischen Universität in
Hamburg Schule machte?

Die DKP protestiert entschieden gegen diese Behinderung der freien
Meinungsbildung zu Fragen des modernen Materialismus. Wir sehen darin
die Diskreditierung des Marxismus und des Materialismus als
wissenschaftlicher Theorie. Es geht um nicht weniger als die Freiheit
von Forschung und Lehre.

Die DKP fordert von der TU HH die sofortige Rücknahme des Werbeverbots
für das Colloquium des „Gesprächskreises Dialektik & Materialismus“!

Christoph Hentschel
Pressesprecher
Deutsche Kommunistische Partei | DKP-Parteivorstand


Jetzt spenden

Helfen Sie mit, dass dieses einmalige Forum kritischer Wissenschaft und Kultur finanziell unabhängig, allein durch Spenden, Seminar-Beiträge und Literaturverkauf leben und sich fortentwickeln kann.