Beitrag von Prof. Dr. Inge Schmitz-Feuerhake, Hannover, auf dem Tschernobyl-Kongress des IPPNW am 26.2.2016

Das genetische Strahlenrisiko wird von der Internationalen Strahlenschutzkommission ICRP, dem normgebenden Gremium für unsere Strahlenschutzgesetzgebung, als äußerst gering eingeschätzt. Dies ist nur möglich unter Ausblendung zahlreicher wissenschaftlicher Befunde, denn zu erwarten sind u.a. Totgeburten und Schädigungen der Frucht sowie Krebs und andere Erkrankungen bei den Kindern, wenn die Keimdrüsen der Eltern vor
Konzeption einer Bestrahlung ausgesetzt waren. Insbesondere nach Tschernobyl sind genetische Strahlenschäden – auch in Deutschland – registriert worden, aber offiziell unbeachtet geblieben. Maßnahmen zum Schutz künftiger
Generationen dürfen sich nicht auf die möglichst sichere Verwahrung von Atommüll beschränken. Insbesondere muss die „genetisch signifikante Dosis“ in der Röntgendiagnostik wieder eingeführt werden.

Schlussfolgerungen

· Genetisch induzierte Fehlbildungen, Krebserkrankungen und zahlreiche andere Gesundheitsschäden bei den Nachkommen von Personen, die einer Niederdosisexposition durch ionisierende Strahlung ausgesetzt waren, sind in zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen worden.

· Der Dosiswirkungszusammenhang lässt sich derzeit nur sehr grob abschätzen. Die Verdopplungsdosis für Fehlbildungen liegt etwa bei 100 mSv Gonadendosis des Vaters, auf jeden Fall sehr viel niedriger als nach ICRP anzunehmen. Für Krebs- und Leukämieerkrankungen liegt sie noch wesentlich niedriger.

Im Gegensatz dazu ist ein besonderer Schutz des Erbgutes vor zusätzlichen Strahlenbelastungen offiziell schon lange nicht mehr vorgesehen. Denn die von der ICRP als Schadensmaß eingeführte „effektive“ Dosis und damit die geltenden Dosisgrenzwerte orientieren sich ausschließlich am Krebsrisiko für die Bestrahlten selbst. Die bei ihren Nachkommen induzierten Erbschäden werden damit nicht erfasst.

Der vollständige Beitrag als pdf kann beim IPPNW gelesen werden. Prof. Dr. Inge Schmitz-Feuerhake ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Offenen Akademie.


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