In Yokohama, das 250 Kilometer vom havarierten Atomkraftwerk Fukushima Daiichi entfernt ist, wurde radioaktives Strontium-90 nachgewiesen. Die Messung wurde auf Anfrage eines Bürgers von einem privaten Institut durchgeführt. Radioaktives Strontium von 195 Becquerel pro kg wurde in Ablagerungen auf einem Hausdach in dieser Stadt im Bezirk Kohoku festgestellt (Quelle u.a: FAZ 13.10.2011sowie The Asahi Shimbun). Die Belastung derselben Probe mit Cäsium habe 63 434 Bq/kg betragen.

Dieses Messergebnis steht in deutlichem Gegensatz zu den bisherigen Messungen des japanischen Wissenschaftsministeriums (MEXT), welches Sr-90 bisher nie außerhalb des 100km Radius um Fukushima-Daiichi feststellen konnte.
Die Stadtverwaltung von Yokohama hatte ursprünglich nicht damit gerechnet, daß Strontium-90 die große Entfernung vom Fukushima AKW überbrücken könne und außerdem seien solche Messungen teuer.
Der Professor des Kyoto University Research Reactor Institute, Hiroaki Koide,  sagte hingegen: “Ich wusste, daß Strontium große Strecken überbrücken würde. Es ist keine Überraschung, daß Strontium vom Fallout des Fukushima Reaktor 1 in Yokohama nachgewiesen wurde. Die Aktivität erscheint ziemlich hoch, ist aber nachvollziehbar, weil dieselbe Probe auch hohe Cäsium Aktivitäten aufwies.“

Strontium-90 ist ein ß-Strahler mit einer Halbwertszeit von 28,8 Jahren. Es ist ein biologisch besonders gefährliches radioaktives Isotop. Bei einer Aufnahme etwa durch Einatmung oder Nahrungsaufnahme lagert sich Strontium in den Knochen ab und kann  Knochentumore oder Leukämie auslösen. Es ist besonders gefährlich für Kinder im Wachstum, aber auch für Erwachsene. Seine biologische Halbwertszeit – die Zeit, bis die Hälfte ausgeschieden ist – beträgt im Menschen 18,1 Jahre, in Knochen sogar 49 Jahre.
Scheibchenweise dringen mehr Informationen vom Ausmaß der radioaktiven Belastung an die Öffentlichkeit. Es sind mehr unabhängige Meßstellen notwendig. Die Bevölkerung hat ein Recht, das tatsächliche Ausmaß der Reaktorkatastrophe zu erfahren.
Nach Angaben aus der FAZ sollen 60% der Fläche der Präfektur Fukushima „dekontaminiert“ werden, dazu Teile angrenzender Präfekturen. Wohin diese riesigen Mengen durch radioaktiven Fallout verseuchter Erde und Pflanzen kommen soll, bleibt unklar. Es gäbe noch keine Lagerstätten. Man vergräbt es teilweise an Ort und Stelle. Über das Grundwasser kommen die radioaktiven Stoffe wieder in die Nahrungskette. Ausführliche Informationen finden sie im Artikel von Moldzio et al auf dieser Website.


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